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Der Dämon in der Kirche |
(von Nadja Laue) - Aus dem Kloster in Beuditz war eine recht schauderhafte Geschichte zu berichten:
Am Abend vor dem ersten Tag des Mai 1492 ist der Küster wie jeden Abend auf den Weg zum Kirchturm hinaufgestiegen und wollte dort seinen Verrichtungen nachgehen. Schon auf halber Treppe rief er aus Angst um Hilfe | Doch erst auf sein zweites Rufen eilt ihm ein Bauer des Nebenhofes zu Hilfe. Die Klosterbewohner waren schon in tiefem Schlaf, so dass sie sein Ansinnen nicht vernahmen. Der Bauer traf auf dem unteren Drittel der Kirchturmtreppe einen Küster an, der kreidebleich und vor Schrecken erstarrt war. Zitternd und nur bruchstückhaft berichtete er von einem Untier, das in den Balken des Turmes hause und ihn versucht habe zu erlegen. Dem Bauern kam das recht seltsam vor. Er vermutete aber, dass es sich auch um einen Dämon oder gar den Teufel persönlich handeln könne. Dieser war in jenen Tagen allerorts gesehen worden. - Sogar der Ablasshändler hatte davon berichtet. Dem Ablasshändler könne jedoch nichts passieren, hatte er doch einen Ablass gekauft und sei so sicher vor solchen Unwesen der Schattenwelt. Tief Luft holend, machte er sich selbst Mut und trat die Treppe nach oben. Doch schon sechs Stufen später sah er das Wesen. | Rot-gelb glühten Augen aus der Dunkelheit im diffusen Kerzenlicht. | Ein eigenartiger, aber dennoch vertrauter Laut war da zu hören. Beinahe wie ein Flügelrauschen. Als er eine weitere Stufe hinauf trat, die laut knarrte, erschrag er gar sehr. Aber als er zurückschreckte, beleuchtete das fahle Kerzenlicht das Wesen in der Dunkelheit. Und der Bauer brach in schallendes Gelächter aus. Ein Uhu hatte sich durch das offene Turmgeläut in den Kirchtum verflogen und sich in einer Balkenverbindung über den Tag wohl ausgeruht. Die Dunkelheit hatte wieder Leben in das Tier gebracht. Denn als Jäger der Nacht war für ihn grade Frühstückszeit. - Und wie der Bauer da so prustet und lachte, flatterte das Federtier an ihm vorbei Der Uhu öffnete über dem Kopf des Bauern die Schwingen und schwang sich kraftvoll in die Luft. | Durch das kleine Seitenfenster verschwand es in die kalte Nachtluft. Noch lange Zeit sprachen die Beuditzer über den ängstlichen Küster. Doch ob andere nicht auch mit Angst auf der Treppe gesessen oder doch so mutig wie der Bauer gewesen und das Rätsel gelöst hätten? Dies wollte wohl keiner mit Sicherheit sagen. Weitere Videos und Geschichten
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